Quelle: GOTHICWORLD / Thomas Sabottka |
L.MINYGWAL: "E'er" CD (Virusworx Records) Was im Titel und in der Namensgebung schon seltsam klingt, wird beim Hören noch mysteriöser.
Wie soll man diese Musik beschreiben? Aus Gitarren, Bass, Harfe, Cello, Drums, Samples, weiblichem Gesang und flüsternden Sprachfetzten erschaffen die drei Musiker eine fremde, fast beängstigende Welt, welche sich irgendwo zwischen Industrial und Heavy Metal bewegt. Aber auch wieder nicht.
Nach dem ersten Hören läßt "E'er" einen völlig verstört und verlassen zurück, so als hätte man den Hörer in einen mit surrealistischen Bildern geschmückten und ansonsten leeren Raum zurück gelassen. Doch geht man das Risiko ein und betritt diesen Raum, diese seltsame Welt von L.MINYGWAL erneut, lässt sich darauf ein, entfaltet sich ein wunderbares, faszinierendes und geheimnisvolles Stück Musik. Trotz der oben genannten Bestandteile, welche keine treffende Beschreibung sein können, nur ein verzweifelter Versuch, bewegt sich die Musik in eher ruhigen Bahnen. Die fremden, lärmenden Elemente werden fließend und fast psychedelisch zusammengefügt, schweben in ihrer Kompliziertheit dahin und können vielleicht eher mit den geheimnisvollen Klanginstallationen von COIL verglichen werden. Die es gleichermaßen schafften, aus verstörenden Elementen, fast schöne Melodien zu zaubern.
Hier scheint für mich auch der einzige Ansatzpunkt zu sein, sich der Musik von L.MINYGWAL zu nähern. Ein atonales, experimentelles, komplexes Kunstwerk das mit all den schon genannten (und noch viel mehr) Elementen etwas schafft, das den Beweis antritt, dass man gelegentlich auch noch belohnt wird wenn man sich auf Experimente einlässt. Interessant! Nichts für den kleinen Hunger zwischendurch. Mehr eine fast tiefenpsychologische Erfahrung und da Kiffen ja beinahe legal ist........ |
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Autor: [Kervorkian] für Metal Mag/walls of fire |
L.Minygwal - e'er (Virusworx Records)
Wer so klingt, der hilft auch alten Damen über die Straße. Oder war´s das Gegenteil? Jedenfalls ist "e'er" verdammt anstrengend. Als wenn Neurosis nach "Times Of Grace" sperriger anstatt eingängiger geworden wären. Als wenn Kris Force auf einmal hätte singen dürfen. Aber Hildesheim ist nicht in Kalifornien und deshalb sollte man beide Bands nicht unbedingt gleichsetzen. L.Minygwal haben da schon ihre eigene Identität. Und die ist verwirrend.
Das Album mag zwar nur 40 Minuten lang sein, doch wenn man das durch sieben Songs teilt, kommen ansehnliche Spielzeiten raus. Das braucht man, um eine derartige Intensität anständig rüberzubringen. Was macht die Band intensiv? Diese raue Produktion und die tief-gestimmten Instrumente. So ruppig waren Type O auch mal. Aber das ist schon lange her. Außerdem sollte man die Bands wirklich nicht miteinander vergleichen. Wenn Vergleiche, dann Crisis (irgendwie klar, wenn man schreiende Frauen am Start hat) und Slowly We Bleed. Erstere sind fast noch anstrengender, wenn auch nicht so vielseitig, letztere weniger Metal-lastig als L.Minygwal, denn, wie sagt das Info so schön: Thrash/Doom/Noise-Rock. Das ist also definitiv Metal. Aber nicht so, wie ihr denkt. Der letzte Song klingt sogar ein wenig nach Björk. Schubladen saugen sowieso. Außerdem: In was für Schubladen passen die Songs, die "alg.", "ey" oder "izs" heißen und auch noch exakt so klingen? Die Band weiß schon, wie man so richtig wirr rüberkommt, ohne besonders technisch zu sein. Da besteht ein Siebenminüter eben nur aus einem tiefem Rhythmus, einem Sprachsample und ein paar gedämpften Schreien. Ja, hört euch das mal an!
Erwähnte ich schon, dass L.Minygwal trotz aller dargebotenen Monotonie ziemlich originell und auch vielseitig sind? Das liegt daran, dass sich kein Song, wie der andere anhört. Kunststück, wenn man bedenkt, dass man durchaus hört, dass hier nur eine Band am werkeln war. Drahtseilakt gelungen. Aber wer zur Hölle soll sich das denn kaufen? Du? Keine Ahnung. Wenn du genau das hörst, was andere nicht mögen, dann könnte "e'er" was für dich sein. Ich finds jedenfalls total interessant, kann aber irgendwie auch nicht versprechen, dass ich mir das noch oft anhören werde. Egal. Am besten ihr schnappt euch das Telefon auf der Rückseite des Booklets und schreit laut hinein: "Nein, ich bin nicht verrückt"! |
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L.MINYGWAL "E'er" (Virusworx) Freude brachialer Sounds von Trümmer-Kommandos wie Neurosis, Dystopia oder Einstürzende Neubauen aufgepaßt: diese Band solltet ihr nicht verpassen. Das norddeutsche Trio entfesselt eine Dreiviertel Stunde ein akustisches Massaker, beklemmend, intensiv und durch und durch wahnsinnig. Fette Baß- und Gitarrenläufe auf, bis zur Kotzgrenze heruntergestimmten, Instrumenten, spärliche, aber durchschlagende Drum- und Perkussionsrhythmik und obendrauf völlig bizarrer Frauengesang. Bizarr deswegen, weil es absolut nix gemein hat mit Operettengedrösel der Marke Nightfisch oder Lagunen Spoiler, sondern zwischen stillem, traurigem Sprechgesang bis hin zu Mark und Bein durchdringenden Schreien den Hörer fesselt und auf die Sitze preßt. "E'er" ist mit Sicherheit noch stärker als der berauschende Vorgänger "Somn", den die Band 2000 in Eigenregie veröffentlicht hat. Es ist gewiß keine Musik, die auch nur im entferntesten an Mainstream erinnert und genau das ist das Wunderbare daran. Ein mutiges, ja rebellisches Kleinod in einer Zeit voller Kalkül, Berechnung und Superstars. Wer sich auf die Reise mit L.MINYGWAL begibt, wird an den wunderschönsten Plätzen dieser Erde vorbeikommen, sich aber im nächsten Moment der häßlichen, schmerzverzerrten Fratze dieses verdammten Planten stellen müssen. Hier gibt es kein Pardon Kamerad, hier heißt es Flagge zeigen oder den Schwanz einziehen. Eine rein musikalische Bewertung von "E'er" fällt deswegen schwer, weil die Platte dadurch zu leben beginnt, indem man sie in Frage stellt. Allein das Feeling ist noch bedeutsam. Kein Scheibe zum Lachen, auch nix für eine Party, aber für Soundfreaks, die Extreme ausloten wollen, die immer auf der Suche nach Neuem sind, sollten L.MINYGWAL unverzichtbar in der Sammlung sein. (VW) 12 Punkte |
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