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"1989 - 2003" - Best of
Hedningarna
Hedningarna

Hedningarna 1989-2003

S. 1:
Lege dein Ohr an den Baum des traditionellen schwedischen Folk! Unter seiner Rinde rumort das Erbe der uralten Spielmänner; vom höchsten Wipfel schwebt elegantes, aber leicht vergängliches Bogenspiel junger, gut ausgebildeter Gruppen herab. Weit unterhalb der Spitze verzweigt sich der in seinem Wesen kantige Folkrock.
Lege dein Ohr nun auf die Erde, an die Stelle, an der der knorrige Stamm unmerklich in den kargen Waldboden übergeht! Wunderliche, nie zuvor vernommene Laute dringen unaufhaltsam aus allen Ritzen und Spalten des Bodens. Klare Frauenstimmen sprudeln hervor, spinnen sich um den fortwährend surrenden Bordun.
Was um alles in der Welt ist das?
Es ist Hedningarna, ein völlig eigenständiger Organismus im schwedischen Folkwald; eine einzigartige Klangwelt unter und neben - vielleicht auch über all den anderen.
Ein Kapitel für sich!

Hedningarna hat sich seinen eigenen Musikkosmos erschaffen und damit durchschlagenden Erfolg gehabt.
Anfang der Neunziger erstürmte die unverwechselbare Mischung aus Mittelaltergroove, schwedischen Tanzrhythmen und karelischem Frauengesang die Hitlisten verschiedenster Länder. Plötzlich spielte die Band auf kleinen, verräucherten Rock- und großen, internationalen Festivalbühnen. Fanclubs schossen überall aus der Erde...
Das gefühlvoll abgestimmte Nebeneinander von urtümlichen Instrumenten und moderner Elektronik veranlaßte auch andere Künstler, mit diesen Elementen zu experimentieren. – Hedningarnas Kosmos dehnte sich aus.

Anfangs drehte sich alles um Björn Tollins stilbildendes Tamburinspiel, Anders Noruddes genial eigensinnige Melodieführung und um Hållbus Totte Matssons visionären, aber dennoch flexiblen Bordun. Die chemischen Teilchen des Trios verbanden sich zu einer spannungsgeladenen Mixtur. Aber erst die Vermischung mit zwei weiteren Elementen, den voces von Sanna Kurki-Sounio und Tellu Paulasto, löste die Kernreaktion aus. Ihre vom Kalevala inspirierte Stimmgewalt überführte den schwedischen Waldgroove in unvergängliche Sphären.

S. 2:
1987 lernten sich Hållbus Totte Matsson, Anders Stake und Björn Tollin bei einem Kurs für Ensemblespiel in der Volkshochschule von Skinnskatteberg kennen. Alle drei waren von alter Bordunmusik begeistert, die ein eher unscheinbares Dasein in der traditionellen schwedischen Musik fristete. Sie beschlossen, eine Band zu gründen. Ein Freund fand ihr Spiel irgendwie „heidnisch“ und so kam das Trio zu seinem Namen Hedningarna - Die Heiden.
Der Regisseur Per Oscarsson inszenierte in Gävle ein Theaterstück von Olof Högberg; für den musikalischen Part engagierte er Hedningarna. Nicht zuletzt wegen der suggestiven Musik der „Heiden“ wurde das Stück ein großer Erfolg.
Die Band begann, die besten Stücke aus der Theaterzeit für eine LP aufzunehmen, die dann 1989 bei Alice Records erschien. Im Vergleich mit späteren Veröffentlichungen war „Hedningarna“ eher ein zurückhaltendes, von akustischen Elementen geprägtes Album.

S. 4:
Hedningarna hatte nun die Fähigkeiten, die während der Theaterarbeit gewachsenen musikalischen Visionen zu verwirklichen.
Sie trafen einen verschütteten Nerv, ein tief in uns allen verborgenes Erbe unserer Vorväter. Urplötzlich sahen wir die Ahnen vor uns: ums Feuer sitzend, auf der Jagd in tiefen Wäldern oder auf weitläufigen Ebenen; stets im Kontakt mit den Mysterien der Natur. Kaksi! wurde im September 1992 veröffentlicht; im darauffolgenden Sommer war dann wirklich jedem klar, daß headbanging und stagediving auch mit Folk kombinierbar sind. Kaksi! wurde in Schweden mit einem Grammy ausgezeichnet. Melody Maker (England) schrieb: „Kaksi! - klingt vielleicht etwas seltsam, ist aber die vollendetste Musik der Welt“.

S. 5:
Hedningarna verließ die „netten“ Folkbühnen nun definitiv zugunsten von eher chaotischen Rockfestivals und rauchig-staubigen Tatorten.
Die teilweise schrankartig anmutenden Instrumente verursachten allerdings große Transportprobleme. Ihr Übergewicht stand einigen interessanten Konzertangeboten im Weg; trotzdem gelang es, u.a. in England, Spanien, Portugal, Ungarn, Frankreich, Holland, Belgien, Deutschland und auf Rhodos zu spielen.
Das Album Trä wurde für den Grammy nominiert; zu seiner Musik rockten auf dem Roskildefestival etwa 20 000 Menschen.

S. 8:
Hedningarna war in vielerlei Hinsicht eine produktive Band. Von Beginn bis 1996 setzten sie zusammen 9 Kinder in die Welt. Mitten in der Stillzeit schienen die Unterschiede zwischen Schweden und Finnland auszuufern. Die drei „Urheiden“ entschieden sich, wieder verstärkt auf der rein instrumentalen Ebene zu experimentieren. Die Kritiker waren von den Ergebnissen der ungekrönten Polskakönige, ihren neuen, schweren Rhythmen auf „Hippjokk“ begeistert; ein großer Teil des Publikums fühlte sich ohne die finnischen Stimmen allerdings verloren. Die Raveszene wurde dafür aber mit neuen Beats beliefert; auf openair Konzerten zwischen Goa und Lissabon, zwischen Berlin und den nordischen Wäldern feierte man zu Höglorfen, Kruspolska und verschiedenen Remixen.

S. 9:
Nach den instrumentalen Ausflügen der Männer sammelten sich Hedningarna zu einer gemeinsamen Reise. Im Vorfeld der Aufnahmen für „Karelia Visa“ fuhren sie nach Karelien, der Wiege des Runenliedes. Sie wollten die überlieferten Gesänge, die sie nur von uralten Wachsplattenaufnahmen kannten, direkt von den Traditionsträgern hören. Trotz frostiger Temperaturen von -40° wurde es ein warmes und herzliches Treffen, das den Bandmitgliedern viel Inspiration für das neue Album brachte.

the hard side of life
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