Release:
Rodeostar Records / SPV VÖ: 29.08.2008
Info:
Wenn THE CUMSHOTS aus Oslo auf die Bühne gehen, dann bricht ein wahrer Orkan los: Breiteste Gitarrenwände, schwer drückende Presslufthammer-Drums und ein Sänger, der alles gibt und das Publikum zum Letzten herausfordert. Selbst für norwegische Verhältnisse sind ihre Soundwände ziemlich gewaltig, und das, obwohl THE CUMSHOTS nichts mit der üblichen Maskerade zu tun haben, die man meist mit Northern Metal verbindet. „Als wir 1999 anfingen, war die Metalszene hier so eine Art Helloween-Kindergarten. Alle waren albern geschminkt. Damit wollten wir nichts zu tun haben“, betont Max Cargo, Sänger und Gründungsmitglied der Band. Stattdessen zelebrieren THE CUMSHOTS einen hochenergetischen Zwitter aus bodenständigem Heavy Rock und knallhartem Metal. Straightforward und mit der Faust in der Magengrube.
Mit Just Quit Trying schleudern THE CUMSHOTS ihren brachialen Rock über Rodeostar nun auch in unsere Gefilde. Waren ihre ersten beiden Alben, Last Sons of Evil (2002) und Norwegian Jesus (2003), noch ungebändigte Punkrock-Noise-Metal-Derivate, zeigen sie sich auf Just Quit Trying als soundgewaltiges Monster mit wohldurchdachtem Riffing und rockigem Hitcharakter – im roten Bereich des Energiepegels, versteht sich. Der Opener Praying For Cancer zum Beispiel bereitet ein erfrischendes Wechselbad aus Stakkato-Gitarren, gewaltigen Off-Beats und einem kraftvollen Refrain, der den Song melodisch auf den Punkt bringt. Ein glänzender Einstieg für Just Quit Trying, das sich über zehn Songs auf der Ideallinie zwischen sich unaufhaltsam voranschiebenden Midtempo-Tracks und heftigen Eruptionen á la Slayer und Consorten bewegt. Aber es gibt nicht nur reines Gitarrengemetzel auf dem Album, THE CUMSHOTS beherrschen auch das schwierige Thema Instrumentierung. Angefangen bei effektvollen Rückwärtsgitarren-Soli und gelungen melodischen Background-Vocals bis hin zum genresprengendem Einsatz von Piano, akustischer Gitarre und Cello, ziehen sie unterschiedlichste Register, die Just Quit Trying druchaus abwechslungsreich machen.
Die Single I Drink Alone ist mit einem Clip ausgerüstet, der in einem Leichenschauhaus gedreht wurde. „Es geht in dem Song ums Trinken“, grinst Max. „Ich habe festgestellt, dass es für mich und alle anderen am besten ist, wenn ich allein trinke. Dann kann ich den Schaden klein halten.“ Eine Portion Selbstironie – oder Selbsterkenntnis, wie man es nehmen will – kann auch bei THE CUMSHOTS nicht schaden. „Ich würde nie Selbstmord begehen, aus vielen Gründen“, erzählt Max weiter. „Deshalb scheint mir in Pray For Cancer eine tödliche Krankheit manchmal der einzige Weg, sich aus dem Jammertal hier zu verabschieden. Du wirst nackt und hilflos auf diese Welt geworfen und hast von vornherein keine Chance, darum geht es in Baptized in Broken Glass.“ Man sollte das nicht falsch verstehen, THE CUMSHOTS haben einen ausgeprägten Sinn für Humor, so ist Vomitory einer Kneipe auf der Hamburger Reeperbahn gewidmet, die einen eigenen Raum dafür hat, sich des überflüssigen Alkohols im Magen zu entledigen – das Vomitoire. Beide Clips, I Drink Alone und Pray For Cancer, werden sich übrigens exklusiv auf der deutschen Edition von Just Quit Trying befinden
In Norwegen ist Max Cargo für seine extremen Performances bekannt – und beliebt. Seine Show auf TV 2, dem größten Sender Norwegens, zieht zu später Stunde 500.000 Zuschauer, das sind knapp 92% der Zuschauer zwischen 20 und 29 Jahren. Meist geht es dabei um die drastische Darstellung der sieben Todsünden. Der Sender lässt Max alle Freiheiten, wenn nicht allzuviele Körpersäfte fließen, auch wenn die Reaktionen des Publikums gemischt sind. „Oh, ich habe viele eigenartige Mails bekommen, meist von religiösen Fanatikern“, bestätigt Max. „Mittlerweile habe ich eine ganze Bibelsammlung zuhause, und einmal schickte mir eine Frau einen Brief, der mit ihrem Menstruationsblut unterschrieben war.“
2003 ließ er sich zu einem Experiment hinreißen, das ihm buchstäblich auf den Magen schlug. Eine Woche lang lebte er in einem Schaufenster und ernährte sich ausschließlich von ungesundem Essen: Cola, Sahne, Butter. Er wusch sich nicht, putzte sich nicht die Zähne und stellte quasi die animalische Essenz des menschlichen Körpers zur Schau, um zu sehen, welche Wirkung dies auf seine Gemütsverfassung hatte. Dabei führte er genau Buch über die Menge an Nahrung, die er zu sich nahm und die er wieder ausschied. „Danach fühlte ich mich unglaublich fett und müde. Das Anstrengendste waren die Leute, die immer an die Scheibe klopften. Ich glaube, ich habe danach eine ganze Woche durchgepennt.“ Das Ergebnis? „Eigentlich nur eines: Mein Sperma nahm an Menge zu. Ich befürchte, eines Tages werden die Fastfood-Junkies die Erde bevölkern,“ so Max, der nicht einmal einen Fernseher besitzt und sich selbst als „eigentlich ziemlich altmodisch“ bezeichnet.
Einen größeren Skandal, der es sogar in die internationalen Medien schaffte, gab es auf einer Tour vor ein paar Jahren, als die Organisation Fuck For Forest anfragte, ob sie bei einem CUMSHOTS-Auftritt eine Performance durchziehen dürften. „Fuck For Forest machen Live-Porno und spenden das Geld für die Erhaltung des Regenwaldes. Ok, dachten wir, das ist ja für eine gute Sache, und so ließen wir sie ihre Show abziehen, während wir spielten. Leider gab es ein gerichtliches Nachspiel, bei dem wir auf ein Bußgeld von 10.000 Dollar verknackt wurden. Und wir haben das gar nicht richtig mitbekommen, weil wir uns auf unsere eigene Show konzentrieren mussten…“
Natürlich sind es nicht nur Skandale, die THE CUMSHOTS begleiten. 2002 gewannen sie die World Rock Championship in Bilbao und im Jahr drauf wurden sie für den schwedischen Grammy nominiert. In Deutschland und Holland waren THE CUMSHOTS bereits mehrfach ziemlich erfolgreich auf Tour, und man wird sie im Herbst 2008 auf einer ausgiebigen Deutschland-Tournee erleben können. Außerdem arbeiten die Jungs bereits an einem neuen Album, das die musikalische Spannbreite um Country-Einflüsse erweitern wird. Man darf also gespannt sein.
Line-up:
Max Cargo - Vocals El Doom – Guitar, Vocals Freddie Tennessee – Guitars Tommy Dean – Bass Chris Bartender - Drums |